Erkältungswelle trifft Kleinkinder

Die Erkältungszahlen schnellen in die Höhe. Besonders Kleinkinder zwischen 0 und 4 Jahren sind aktuell von akuten respiratorischen Erkrankungen wie Husten, Schnupfen und Fieber betroffen, aber auch Bronchitis, Halsentzündung und Lungenentzündung kommen hinzu, wie die Zahlen1 des Robert-Koch-Instituts zeigen.

Im Vergleich zur letzten Saison steckten sich auffallend viele Kinder unter 6 Jahren mit Husten, Schnupfen und Co. an. Der Grund: Durch Kindergarten-Schließungen und andere Kontaktbeschränkungen aufgrund von Corona im vergangenen Winter und Frühjahr sind viele Kleinkinder bisher mit bestimmten Erregern nicht in Kontakt gekommen. „Die Infekte werden jetzt nachgeholt", sagte Jakob Maske, Sprecher des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte.2

Grafik zeigt Arztbesuche aufgrund von akuten respiratorischen Erkrankungen

Ungewöhnlich hoch sind in diesem Jahr auch die Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus, kurz RS-Virus genannt. Dabei handelt es sich eigentlich um eine typische Winterkrankheit. Die Viren werden per Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen. In den meisten Fällen ist der Verlauf eher harmlos und mit einer Erkältung vergleichbar. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Infektion mit dem RS-Virus die häufigste Ursache von Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege. Um einschätzen zu können, wie verbreitet das Virus ist, hilft folgende Aussage des RKI: Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres hat sich nahezu jedes Kind einmal mit dem Virus infiziert.3

RS-Virus schon im Sommer

Aktuell stecken sich vor allem Kleinkinder zwischen 0 und 4 Jahren mit dem RS-Virus an.4 Ungewöhnlich daran ist nicht die Infektion als solche, sondern eher der Zeitpunkt und die teils schweren Verläufe. Das Virus breitet sich in diesem Jahr schon früher aus als sonst. In Mitteleuropa steigen die Zahlen normalerweise erst im November, der Gipfel der Saison liegt meist im Januar und Februar.

Dieses Jahr ist es allerdings anders. Schon im Sommer meldeten Kinderärzte einen Anstieg der Infektionen mit dem RS-Virus. Auch hier sind, wie bei anderen Erkältungsviren, die Hygienemaßnahmen und der Lockdown der Grund. Doch auch wenn es in den Herbst- und Wintermonaten des vergangenen Jahres deutlich weniger Erkrankungen gab, ist das Virus ja nicht verschwunden. Es hat nur jetzt, wo alle Kinder wieder die Kita und den Kindergarten besuchen, vielmehr Möglichkeiten, sich auszubreiten. Und das Virus trifft auf Kinder, die keinen oder nur einen geringen Immunschutz aufgebaut haben. Normalerweise begegnen Kleinkinder dem RS-Virus jedes Jahr und können dadurch eine gewisse Abwehr aufbauen, aber dieses "Training" fiel in der letzten Erkältungssaison durch Lockdown und Hygienemaßnahmen aus.

Dass die Infektionszahlen nun schon seit Sommer ungewöhnlich stark in die Höhe gehen, ist kein deutsches Phänomen. Im Mai gab es Berichte über größere RSV-Ausbrüche unter Kindern in Israel. Im Sommer häuften sich die Infektionen mit dem RS-Virus in den USA, Australien und Japan.5

Soll das Kind in den Kindergarten?

Was aktuell viele Eltern verunsichert, sind die Meldungen über Krankenhauseinweisungen. Das RKI berichtete Anfang Oktober von einem starken Anstieg der Krankenhaus-Einweisungen wegen Infektionen mit dem RS-Virus der Ein- bis Vierjährigen. Viele Medien griffen dieses Thema auf und dadurch war und ist es sehr präsent. Selbst Eltern von Kindern, die gesund sind, fragen sich, ob es eine gute Idee ist, die Kinder in den Kindergarten und die Kita zu schicken, auch wenn nur ein bisschen die Nase läuft. Und natürlich fragen sie sich: Ist es Corona, RS-Virus, Grippe oder eine Erkältung?

Viele Eltern seien verunsichert, weil ihre Kinder längere Zeit nicht krank waren, erzählt ein Arzt aus München aus seinem Praxisalltag. In den aller meisten Fälle verliefen die Erkrankungen aufgrund des RS-Virus harmlos, könnten aber einige Wochen andauern. Viele Eltern würden glauben, das Abwehrsystem der Kinder sei schwach, aber das Gegenteil sei der Fall. Er sagt: Das kindliche Immunsystem brauche die Infekte, um trainiert zu werden.6

Infekte bei Kleinkindern sind normal

Eine andere Ärztin möchte ebenfalls Eltern ermuntern, sich nicht zu schnell verunsichern zu lassen. Sie sagt, 15 bis 20 Infekte pro Jahr sei bei kleinen Kindern normal. Die Ärztin ist Vorsitzende des PaedNetz München, einem Zusammenschluss von rund 100 Münchner Kinder- und Jugendarztpraxen. Sie ergänzt, dass Eltern manchmal etwas Geduld brauchten: Wenn ein Husten nach zwei Tagen nicht weg sei und keine gefährlichen Symptome wie Fieber dazukämen, brauche man nicht zum Arzt gehen.6

Auch wir haben einige Tipps zusammengetragen, die bei Schnupfen, Husten und Halsweh helfen und vor allem guttun. Es sind bewährte Hausmittel, können aber, wenn die Symptome schlimmer werden, keinen Arztbesuch ersetzen.

  • Trinken: Gegen das unangenehme und kratzige Gefühl im Hals ist viel trinken besonders hilfreich. Denn ausreichend Flüssigkeit hilft, die Schleimhäute feucht zu halten und Erkältungsviren abzuwehren. Neben Wasser eignen sich besonders ungesüßte, warme Tees. Arzneitees mit den Heilkräften ausgewählter Kräuter wirken unterstützend durch ihre entzündungshemmenden und reizlindernden Eigenschaften bei Halsschmerzen. Spezielle Kindertees sind dabei ganz auf die Bedürfnisse und den Geschmack der Kinder abgestimmt.
  • Gurgeln: Neben viel Tee trinken, kann auch Gurgeln gegen Halsschmerzen helfen. Dazu die frisch aufgegossene Teemischung einfach etwas abkühlen lassen und mehrmals täglich ausgiebig gurgeln. Doch nicht nur die natürlichen Kräfte der Heilpflanzen machen Tees zur echten Wohltat bei Halsschmerzen, auch die Wärme, die sie beim Trinken verströmen, tut dem Hals gut. Das Gurgeln mit abgekühltem Salbei-Tee kann Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut lindern, ist allerdings erst für Kinder ab 12 Jahren empfehlenswert.
  • Wärmen: Ein Infekt macht uns empfindsam gegen Kälte. Alles, was uns wärmt, tut deshalb Körper und Seele gut. Angefangen bei einem weichen Schal oder Seidentuch, das den Hals wärmt, über eine Wärmflasche bis hin zu einem wohlduftenden warmen Fußbad, bei dem man anschließend dicke Socken anzieht.
  • Inhalieren: Altbewährt bei Husten ist das Inhalieren mit Wasserdampf. So können die trockenen Atemwege befeuchtet und der Hustenreiz gemildert werden – gerade auch bei festsitzendem Schleim ein oft angewendetes natürliches Hausmittel. Dafür heißes Wasser in einen Inhalator mit speziellem Mund- und Nasen-Aufsatz füllen und dann entspannt tief ein- und ausatmen. Das Ganze funktioniert natürlich auch ohne Inhalator, mit einer Schüssel und einem Handtuch. Wichtig ist darauf zu achten, dass das Wasser bereits etwas abgekühlt ist, damit man sich nicht verbrüht. Zusätze mit Heilpflanzen können den wohltuenden Effekt noch verstärken.
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